Welche Rolle spielt Microsoft in der Digitalen Transformation?
Nun hat aber auch Microsoft verstanden, dass mit diesem Schlagwort alleine recht wenig gesagt ist. Nicht zuletzt deshalb wurden vier Unterziele formuliert. Interessant ist deren Reihenfolge. Im Rahmen der Digitalen Transformation möchte Microsoft Unternehmen helfen,
- die Kundeninteraktion zu verstärken,
- die Produktivität und Selbständigkeit der Mitarbeiter zu erhöhen,
- Betriebsprozesse zu optimieren und
- Produkte zu digitalisieren bzw. zu „transformieren“.
Und diese 4 Dimensionen sind es denn auch, aus der man die Ausrichtung für die neuen Produkte ausmachen kann:
1. Kundeninteraktion
Die neue Produktbezeichnung „Microsoft Dynamics 365“ formuliert zumindest den Anspruch, eine komplette Unternehmenslösung (ERP + CRM + Office 365) bereitzustellen. Technisch handelt es sich allerdings eher um einen ersten Integrationsschritt von zwei eigenständigen Produkten. CRM wird dabei sicher die zentrale Rolle spielen, wie Kunden von Microsoft-Kunden umfassender betreut, organisiert und analysiert werden können.
2. Produktivität und Selbständigkeit der Mitarbeiter
Traditionell und kurzfristig wird der Schwerpunkt auf neuen Services liegen, die die Produktivität und Organisation der Mitarbeiter steigern sollen. Interessant ist der neue, umfassende Anspruch: ausgehend von einem personen- und rollenorientierten Design sollen Mitarbeiter so stark wie möglich von Routineaufgaben befreit oder zumindest entlastet werden. Was früher eigene Makros in Excel waren (die nicht selten zu ernsthaften Geschäftsanwendungen wurden), sind es zukünftig „Composable Business Apps“, die schnell und verhältnismäßig leicht zusammengeklickt werden können. Sie kombinieren unterschiedlichste Services wie PowerBI und sogar einfache Integrationsmöglichkeiten auf Basis der neuen Komponente „Flow“ (Integration praktisch per Self Service). Das eigene Arbeitsverhalten lässt sich dann im Weiteren über „Delve Analytics“ auswerten und optimieren.
Zudem gerät die Vernetzung von Personen bzw. Kollegen und deren Arbeitsergebnissen (Dokumente) immer mehr in den Vordergrund. Der Office Graph (z.B. mit Delve als Benutzeroberfläche) soll dafür die zentrale Navigation liefern. Zur Vision der umfassenden Entlastung gehört auch die zunehmende Bedeutung des persönlichen Assistenten Cortana als Sprachdienst bzw. Sprachsteuerung. Dieser soll schnell vereinfacht werden, mittelfristig möchte Microsoft so viele Standarddialoge wie möglich (insbesondere zur Steuerung von Anwendungen) durch Automatisierung ersetzen. Dabei ist die Sprachsteuerung nur der Einstieg, das Machine Learning im Hintergrund ist der eigentliche Zukunftsmotor (Cortana Intelligence Suite). Um dem Ausdruck zu verleihen, werden bereits mehr als 30 Schnittstellen / API zu Cortana bereitgestellt.
3. Betriebsprozesse optimieren
Die Strategie zu Betriebsprozessen ist eng verbunden mit den gerade genannten Lösungen zur Organisation der Mitarbeiter bzw. zur Social Collaboration. Die Optimierung von Geschäftsprozessen erfährt eine regelrechte Renaissance, Microsoft spricht von „It requires us to reinvent business processes taking both a people-centric and platform-centric approach”. Auch hier dürfte der Integration eine zentrale Rolle zukommen. Einfach realisierte Integrationen über verschiedenste Anwendungen - und wohl auch über Plattformen hinweg - sollen dem Anwender eine möglichst durchgängige Umgebung zur Bearbeitung seiner Geschäftsprozesse ermöglichen. Hinzu kommt der bereits erwähnte Anspruch, Standarddialoge durch Automatisierung abzulösen.
4. Digitalisieren bzw. „transformieren“ von Produkten
Spannend wird zum Schluss, in welchem Umfang es gelingen wird, auch (physische) Produkte zu digitalisieren. Diesen Schritt will Microsoft insbesondere mit der Azure IoT Suite machen. Neben der Verbindung der Produkte geht es zum Beispiel um Möglichkeiten der Predictive Maintenance, gerne unterstützt bzw. visualisiert oder virtualisiert über die Datenbrille Holo Lens (Microsoft spricht von „Mixed Reality“). Insbesondere ein Kunde fasste das Anliegen gut zusammen: Auf der Konferenz sprach der CEO von GE von der „marriage between analytics and physics - each of our products will have a digital twin”.