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Die ganz normale Disruption: IT-Projekte nach einer Unternehmensfusion

04.09.2015

Dr. Eric Schott zieht Schlüsse aus zahlreichen Integrationsprojekten. Profitieren können davon auch Unternehmen ohne solche Veränderungsvorhaben.

Integrationsprojekte nach einer Unternehmensfusion: Schnelligkeit, Überprüfen der IT-Applikationen und Entdeckung von "Hidden Champions". Hauptsache "benefit first"!

Seit vielen Jahren begleitet Campana & Schott Integrationsprojekte, die bei der Fusion zweier Firmen entstehen. Selbst für Unternehmen, die sehr projektorientiert arbeiten und hohe Kompetenz im entsprechenden Management aufweisen, stellen diese Post-Merger-Integration-Projekte eine große Herausforderung dar. Warum? Zum einen handelt es sich meist um einmalige Projekte, zum anderen haben sie einen erheblichen Veränderungseffekt - auch auf das "normale" Geschäft des Unternehmens. Ein Blick auf diese Vorhaben lohnt sich also, selbst wenn man im Moment nicht von einem solchen Integrationsprojekt betroffen ist - was für die Mehrheit der Leser gelten dürfte ...

Zusammengefasst: Integrationsprojekte führen zu Veränderungen, die im Vorfeld oft für unmöglich gehalten werden. Ein Blick auf die 25 letzten von Campana & Schott begleiteten Vorhaben (meist mit dem Fokus IT Integration) zeigt, welche Kompetenzen und Fähigkeiten dabei entstehen:
  • Eine Besonderheit dieser Vorhaben ist die Schnelligkeit, mit der sie umgesetzt werden. Meist sind externe regulatorische bzw. organisatorische Vorgaben der Grund. Dass Veränderungen aber in so kurzer Zeit möglich sind, ist ein wichtiges Signal an das gesamte Unternehmen.
  • Altes und Bestehendes wird radikal auf den Prüfstand gebracht, zum Beispiel laufende IT-Applikationen. Bei der Neuordnung dominiert dann meist ganz von alleine ein massiver Business Bezug - die Neuordnung und Priorisierung der IT-Applikationen richtet sich strikt an den Prioritäten und Plänen des Geschäfts- bzw. der Fachbereiche. Das IT-Business-Alignment kommt in diesem Fall von ganz alleine.
  • Den Kosten für neue oder konsolidierte Anwendungen (oder auch für eine neue IT Infrastruktur, zum Beispiel Cloud-basiert), wird systematisch der erwartete Nutzen gegenübergestellt. Das sollte natürlich nicht neu sein. Aber bei IT-Integrationsprojekten geschieht dies deutlich schneller, systematischer und radikaler. "Benefits first" lautet hier die Maxime.
  • Die Projektaufgaben im Rahmen einer Unternehmensfusion führen oft zu einer wünschenswerten Rotation: Mitarbeiter kommen aus ihren gewohnten Umfeldern hinaus und zeigen im Projektteam oft neue, bislang unbekannte Fähigkeiten. Viele "Hidden Champions" werden jetzt entdeckt. Und insgesamt ergibt sich eine bislang nie dagewesene Transparenz über die Skills der Mitarbeiter.
  • Und zuletzt: das Großvorhaben Unternehmensintegration kann nur als Programm organisiert und durchgeführt werden. Aus Sicht von Campana & Schott steigen mit einem Integrationsvorhaben die Fähigkeiten zum Programm Management sprunghaft.

Ausgehend von diesen Erfahrungen haben sich die folgenden Vorgehensweisen bewährt:

 "Best of Breed"

Viele übernehmende Unternehmen planen einen "Take-over-Ansatz", bei der das übernommene Unternehmen genau die gleiche IT erhalten soll. Interessanterweise ändern die Firmen dann im Verlauf meist ihren Ansatz zu einem "Best of Breed" und kombinieren das Beste aus den beiden IT-Welten. Darum am besten gleich ab Beginn diesen Weg verfolgen!

Keine Übergangslösungen

Planen Sie in der IT keine Übergangslösungen, diese sind in der Regel weder Geld noch Aufwand wert. Investieren Sie gleich in die neue, nachhaltige Lösung.

"Greenfield-Ansatz"

Nutzen Sie umgekehrt die Chancen für einen "Greenfield-Ansatz" - selten sind die Chancen für grundlegendere Änderungen und Innovationen in der IT größer als im Kontext einer Fusion.

Cloud-basierte Lösungen

Insbesondere die Einführung von Cloud-basierten Lösungen ist dann eine strategische Option. Und bereits eine nur anteilige Cloud-Nutzung kann schon erhebliche Vorteile bringen. Z.B. wenn über Skype for Business die Kommunikation zwischen den beiden zusammenrückenden Unternehmen online realisiert wird oder wenn das neue übergreifende Adressbuch (Active Directory) in die Cloud kommt.

"Benefits first"

Bei mehreren unserer Kunden haben wir ein gesondertes Benefit-Tracking installiert - mit einer Cloud-basierten Lösung können alle Beteiligten (aus beiden Unternehmen, von allen Standorten aus) die bereits realisierten Ergebnisse nachhalten. Die Führungskräfte bis hin zum Vorstand sehen in Echtzeit, welche Synergieeffekte bzw. Einsparungen bereits wo aufgelaufen sind.

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Fazit

Wenn Sie vor oder mitten in einem Integrationsprojekt stehen, nutzen Sie die Chance zur Disruption! Führen Sie eine umfassende Neubewertung aller bestehenden Abläufe durch. Es wird lange dauern, bis radikale Änderungen wieder so leicht umzusetzen sind. Wenn Sie (noch) nicht von einem Integrationsprojekt bzw. einer Unternehmensfusion betroffen sind, nutzen Sie trotzdem einmal diese Perspektive, im Sinne eines "Was wäre wenn ...". Bewerten Sie, welche tiefergreifenderen Änderungen sich auch ohne Unternehmensfusion umsetzen lassen. Spielen Sie das disruptive Moment solcher Vorhaben durch - es lohnt sich!