08.09.2020

Future Organization Report 2020: Agil macht krisenfest

Gerade in der COVID-19-Pandemie zahlt sich Agilität für Unternehmen aus. In Firmen mit einer sehr hohen Agilität schätzen 21,1 Prozent der Befragten ihre Unternehmensumwelt als leichter vorhersagbar ein. So fühlten sich Mitarbeitende agiler Unternehmen besser auf die Krise vorbereitet und konnten die Umstellung auf Remote Work schneller bewältigen. Das belegt der diesjährige Future Organization Report von Campana & Schott und dem Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen. Die Studie untersucht Agilität in den Unternehmen, die angeben, bereits agil zu arbeiten. 

So erhöht sich die wahrgenommene Agilität in Unternehmen gegenüber dem vergangenen Jahr vom Durchschnittswert 4,7 auf 5,5 (auf einer Skala von 1 bis 7). Dabei sehen Unternehmen Agilität nicht mehr nur als Trend, sondern als Grundlage für ihre künftige Entwicklung. 40,9 Prozent der Befragten empfinden die Agilität in ihrem Unternehmen als stark ausgeprägt, im Vergleich zu 27,5 Prozent im Vorjahr. 

Agiles Mindset bereits breit verankert

Die steigende Agilität äußert sich in einem ausgeprägten agilen Mindset, das bereits 71,5 Prozent der Teilnehmenden haben. Die Befragten empfinden sich überwiegend agil. Sie trauen sich auch an neue Aufgaben heran, bei denen sie nicht alle Anforderungen von Beginn an kennen (85%). Sie fühlen sich mit Veränderungen, neuen Ideen und neuen Technologien wohl (83%) und sie schätzen sich flexibel ein gegenüber schnellen Veränderungen (74%). Zudem geben 86,3 Prozent der Befragten an, dass ihnen ihre Arbeit etwas bedeutet (Purpose). 84,2 Prozent können sich gut selbst organisieren, 76,2 Prozent priorisieren ihre Aufgaben nach Nutzen und 70,6 Prozent fühlen sich empowert.

Das agile Mindset bildet auch eine wichtige Grundlage, um von der reinen Einführung agiler Methoden und Tools („doing agile“) zu einer durchgängigen agilen Unternehmenskultur zu gelangen und die Prinzipien in den Köpfen der Mitarbeitenden zu verankern („being agile“). 

Kundenorientierung noch stark ausbaufähig

Ein zentraler Faktor von Agilität ist eine starke Kundenorientierung. Etwa 70 Prozent der Befragten sagen, dass ihr Unternehmen hauptsächlich existiert, um Kunden zu helfen. Zwei Drittel der Unternehmen ermitteln die Kundenzufriedenheit regelmäßig und systematisch. Aber es besteht noch Potenzial, da gerade die Hälfte der Befragten eine hohe Kundenorientierung im Unternehmen erkennt.

Obwohl bereits viele Daten zu Kunden vorliegen und regelmäßig erhoben werden, machen Unternehmen zu wenig daraus. Sie nehmen die Informationen zwar zur Kenntnis (Sensing), setzen diese aber kaum in neue oder angepasste Produkte und Dienstleistungen um (Responding). Jedoch liegt in dieser Rückkoppelung ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, wenn sie das Wissen über Kunden und deren Anforderungen mit definierten Prozessen oder dahinterliegenden Systematiken weitergeben. 

Während viele Unternehmen bisher allein den Endkunden im Blick haben, betrachten Vorreiter bereits ganze Wertschöpfungsnetzwerke. Sämtliche Stakeholder im Netzwerk wie Geschäftspartner, Hersteller oder Dienstleister werden dabei um den Endkunden herum orchestriert. Dies steigert die Gesamteffektivität der Wertschöpfung.