Hi Sarah! Zu Beginn unseres Interviews einmal die Frage vorweg: Was genau ist die CS Gender Initiative?
Es ist ein internes, strategisches Projekt, das sich mit Gleichstellung, Inklusion und Geschlechterthemen beschäftigt. Nicht zu verwechseln mit unserem Frauennetzwerk WoMen@CS, das damals parallel zur Initiative gegründet wurde. Während dort Austausch und Vernetzung im Vordergrund stehen, übersetzt die Gender Initiative Ideen in konkrete Maßnahmen – vom Recruiting bis zu Awareness-Kampagnen.
Was war der Auslöser, ein solches Projekt ins Leben zu rufen?
Den Startschuss gab eine Mitarbeitenden-Umfrage im Rahmen eines Employer-Branding-Projekts Anfang 2018. Dabei zeigte sich deutlich: Neben Fragen zu Leadership-Strukturen war Gleichstellung ein zentrales Anliegen. In einem männer- und technikdominierten Umfeld wie dem unseren war klar, dass wir hier als Arbeitgeber handeln müssen.
Ursprünglich war die Initiative auf ein Jahr angelegt. Warum wurde sie verlängert?
Richtig, zunächst sollte es ein Sondierungsjahr sein, in dem wir uns dem Thema annähern – am Ende wurde daraus ein Fünfjahresprogramm, das eigentlich Ende 2024 enden sollte. Als ich Anfang 2024 die Projektleitung übernommen habe, war klar: Es gibt noch lose Enden, u.a. bei Themen, deren Dimension und Größe wir unterschätzt haben. Deshalb haben wir die Initiative bis Mitte 2025 verlängert, um einen würdigen Abschluss zu gestalten.
Welche Ziele habt ihr euch gesetzt – und wo steht ihr heute?
Ursprünglich ging es um drei Punkte: den Frauenanteil in der Belegschaft und in Führungspositionen zu erhöhen, unsere Kolleginnen intern und extern sichtbarer zu machen und die Zufriedenheit unter den weiblichen Mitarbeiterinnen zu steigern. Wir haben hier einiges bewegt, mussten jedoch lernen, dass diese Zielsetzung zu kurz greift. Diese Schwerpunkte waren Teil der Anfangsphase – mittlerweile ist klar: Zahlen allein sind zu wenig. Es geht auch darum, dass Frauen in Führungsrollen sich wohlfühlen und andere ermutigen. Wir haben den Blick geweitet – der Frauenanteil erhöht die Repräsentanz, begleitende Maßnahmen erhöhen die Teilhabe und das Wohlbefinden.
Was waren für euch die größten Herausforderungen?
Zum einen die Kontinuität – wechselnde Teams erschweren es, Expertise langfristig aufzubauen. Zum anderen ist Gleichstellung ein emotional aufgeladenes Thema. Es braucht Fingerspitzengefühl, Mitarbeitende und Management mitzunehmen. Und schließlich ist es eine Herausforderung, das Thema im Alltag neben vielen anderen Prioritäten sichtbar zu halten.
Wie wird die Initiative von den Mitarbeitenden aufgenommen?
Sehr unterschiedlich – und genau das ist wichtig. Es gibt Zuspruch und Dankbarkeit, aber auch kritische Stimmen und dadurch lebhafte Diskussionen. Manche wünschen sich, dass wir uns nicht nur auf Frauen fokussieren, sondern intersektional denken. Andere sind skeptisch, fühlen sich vielleicht ausgeschlossen. Meine Erfahrung ist: Je mehr Austausch stattfindet, desto mehr Verständnis entsteht. Es ist kein Frauenthema – es ist ein Thema für alle. Deswegen war es mir auch so wichtig, dass das Projektteam paritätisch besetzt ist – mit verschiedenen Geschlechtern und Perspektiven.
Was motiviert dich persönlich, dich so stark einzubringen?
Zum einen meine eigene Betroffenheit – als Frau kennt man die Hürden, insbesondere in männlich geprägtem Umfeld und in Führungsposition. Zum anderen mein Lebensmotto: Love it, change it or leave it. Ich glaube daran, Dinge aktiv zu gestalten, statt sie hinzunehmen. Diskriminierung oder Ungleichheit sind gesamtgesellschaftliche Themen, die auch unsere Arbeitswelt widerspiegeln. Ich möchte dazu beitragen, dass wir hier Schritte nach vorne gehen.
Zum Abschluss noch eine Frage: Wenn du in fünf Jahren auf dein berufliches Umfeld blickst – wie wünschst du dir, dass sich die Arbeitskultur entwickelt hat?
Meine Vision ist ein Arbeitsumfeld, in dem alle ihr Potenzial entfalten können – mit weniger Bias und Diskriminierung, mehr sozialer und emotionaler Kompetenz und einer unaufgeregteren Konfliktlösung. Oder, um unser aktuelles Arbeitgeberversprechen aufzugreifen: Just be yourself, just be respectful, just be inclusive.
Ein schönes Schlusswort! Vielen Dank für das Gespräch, Sarah.
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