08.10.2018

Mehr digitale Transformation bedeutet weniger interne IT

Warum es sich für Unternehmen lohnen kann, die Rolle der IT-Abteilung zu überdenken.

Ein Stockwerk ohne Mitarbeiter – wie kam es dazu?

Schwäbische Alb, 8 Uhr morgens, ein eher unscheinbares Bürogebäude: Der Geschäftsführer eines erfolgreichen Hightech-Unternehmens geht in das Stockwerk der IT. Ausser leeren Kartons und ein paar wenigen blinkenden Serverschränken findet er hier aber niemanden vor. Wo sind die IT-Mitarbeiter hin?

Das Unternehmen hat sich vor einiger Zeit zu einem radikalen Schritt entschlossen: Die Kern-IT, die sich um das Einrichten von Servern und die Erweiterungen des Netzwerks kümmert, wurde um ihre Mitarbeiter erleichtert. Durch konsequente Automatisierung der IT-Prozesse konnten rund 90 Prozent der Mitarbeiter neue Aufgaben übernehmen. Und wo kommen diese nun frei gewordenen Mitarbeiter unter? Sie sind mittlerweile in interdisziplinären Teams organisiert und kümmern sich nun um das, was wirklich zählt: vor allem um Lösungsberatung beziehungsweise um die Konzeption neuer Kundenlösungen. Ein gewagter Schritt für das Hightech-Unternehmen aus dem Ländle. Aber – es war ein wohlkalkulierter Schritt, denn genau das wollte der Geschäftsführer. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

 

Roboter als Systemadministratoren

Schon heute stellen IT-Mitarbeiter einen Engpass dar, sie werden weit über die bestehenden Ressourcen hinaus gebraucht. Stand heute aber gehen die meisten Kapazitäten in den IT-Betrieb und in Routineaufgaben, die nicht geschäftskritisch sind. So erkannten beispielsweise viele Unternehmen, dass kein eigenes Rechenzentrum benötigt wird oder dass IT-Mitarbeiter dank Outsourcing höherwertigen Aufgaben nachgehen können. Die Dienste werden zumeist aus der Cloud bezogen und müssen nicht lokal gespeichert sein. Ein aktuelles Beispiel: Heute sind KI-Lösungen für die automatische Anpassung, Erweiterung und Konfiguration der internen Netzwerke verfügbar. Die KI erkennt den Bedarf nach neuen Kapazitäten, integriert von alleine neue Komponenten und konfiguriert das Netzwerk – alles selbstständig, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Kollege Admin ist ein Roboter.

 

Von der internen IT zur Business-IT

Was zunächst bedrohlich klingt, ist eine Konsequenz aus den unternehmensinternen Entwicklungen der digitalen Transformation. Diese war von Beginn an und zu Recht kundenzentriert – also nach aussen gerichtet. Jetzt geht der Blick zunehmend nach innen. Dabei schlägt die Stunde der IT. Deren Mitarbeiter entwickeln in interdisziplinären Teams verbesserte Kundenerlebnisse, neue Apps bis hin zu innovativen Geschäftsmodellen. Mit anderen Worten: Die Mitarbeiter der Kern-IT gehen in der Business-IT auf.

 

Weg von der Routine, hin zu mehr Kundenwertschöpfung

Wenn der Kern der internen IT zukünftig fast ohne Mitarbeiter auskommt, entstehen verständlicherweise Ängste und Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz. Daher ist das Top-Management gefragt: Transparent Ziele und Vorgehen kommunizieren, dabei verdeutlichen, dass die allermeisten Mitarbeiter an anderer Stelle dringend gebraucht werden – ohne sie kann die Digitalisierung nicht weiter an Fahrt aufnehmen.

So erging es auch dem Geschäftsführer auf der Schwäbischen Alb. Er hat begriffen, dass der Wettbewerb nicht über die Konfiguration von Servern entschieden wird, sondern über die innovativsten und kundenfreundlichsten Lösungen.